von Michl Kraeftner am 21.3.2016
Unglaublich, dass es in Österreich so eine Nordwand gibt, die keinen Vergleich mit einer Westalpenwand zu scheuen braucht! Und noch unglaublicher, dass ich bis dato keine Ahnung davon hatte…
1.200 Höhenmeter kombiniertes Gelände in einer sagenhaften Kulisse stehen da einfach so rum im hintersten Gollingwinkel. Und dort, wo „sogar 8000- er Aspiranten scheitern“ (Zitat: mountain-unlimited.com), wollten Christian Holzer und ich mal unser Glück versuchen. Wohl wissend, dass da oben noch tiefster Winter herrscht, und eine eventuelle Begehung durch den vielen Schnee eine echte challenge sein wird.
Christian habe ich heuer zufällig im Seewigtal beim Eisklettern kennen gelernt. Wir entschlossen uns sehr spontan, mal was gemeinsam zu machen. Dass es gleich so ein Knaller werden wird, konnten wir beide nicht ahnen. Um 0600 Uhr Abmarsch beim Riesachfall im Untertal/ Rohrmoos, zwei Stunden später waren wir gemütlich beim Einstieg. Dieser Zustieg mit Schi war perfekt geeignet, um sich gegenseitig zu beobachten und zu sehen, wie es konditionell mit uns aussieht.
Prüfung bestanden! 🙂 Da uns die Wand sofort begeisterte, aber die tatsächlichen Verhältnisse nur vor Ort festgestellt werden konnten, stiegen wir mal über eine verschneite Rampe von links kommend in die Wand ein. Schon dort war das Spuren anstrengend und gab uns einen ersten Vorgeschmack, was uns da die kommenden 1000 Höhenmeter erwarten wird. Über einen kleinen, leichten Eisfall (WI 4) erreichten wir die erste Schlüsselstelle, den sogenannten Eisschlauch. Diese Länge hatte es echt in sich: dünnste Eisglasuren auf haltlosen Felsplatten, gepaart mit einer abdrängenden Verschneidung, einer griesigen Schneeauflage und fast keinen Sicherungsmöglichkeiten ließen uns diese Länge mit M6-7 bewerten. Hier wäre noch eine
Umkehr möglich gewesen, aber uns drängte es aufwärts.
Am laufenden Seil spulten wir nun die kommenden Längen ab. Immer wieder, wenn wir glaubten, auf eine Rinne mit festen Schnee zu treffen, wurden wir enttäuscht: Kirchdachsteil mit einer oft grundlos dicken Schneegriesauflage auf felsigem Untergrund ließen unser Tempo in den Keller gehen. Trotzdem gingen wir etwa zwei Drittel der Wand am laufenden Seil. Nur wenn`s gut ging (und das war echt selten der Fall), konnte ich einen passablen Stand zur Sicherung basteln. Nach zehnstündiger Wühlerei und Schinderei war ich als Seilerster beim letzten Tageslicht aus der Wand draußen. Welch ein Panorama und welch eine Stimmung! Christian war auch flott da und sofort machten wir uns an den Abstieg. Führte ich ausschließlich die Wand und die Kletterei, so war es jetzt Chri, der in Kenntnis der Abstiegsroute die Führung übernahm. Ich war
ihm echt dankbar dafür, war ich doch mental durch die lange Führungsverantwortung etwas angestochen…
Drei Stunden später (davon zwei Stunden monotones Abklettern mit dem Gesicht zur Wand an der Südseite des Berges bei Vollmond) standen wir um 2130 Uhr wieder bei unserem Schidepot am Fuße der Wand.
Eine wahrlich eindrückliche Tour stand hinter uns und erst jetzt beglückwünschten wir uns zu diesem Erfolg!
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Anmerkung: Bitte achtet auf die Schilder der Jägerschaft im Gollingwinkel hinsichtlich Sperr- und Fahrverbotszeiten! Wenn nötig, bitte schon beim Ghf Weisse Wand parken. Dankeschön!
hier gehts zur Tourenbeschreibung auf bergsteigen.com…
hier gehts zum album…
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Danke Christian für`s Mitmachen! Das schreit förmlich nach einer Wiederholung! 😉
Bilder mit freundlicher Unterstützung von Christian Holzer.
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die Fotos könnt ihr hier sehen:
2 Kommentare
Flo · 21. März 2016 um 16:35
super stoark, schön langsam wird ja ein echter Bergsteiger aus dir :-), die nächste heikle Länge gehört dann dir :-), i kumm do eh nimma aufi….
admin · 21. März 2016 um 16:44
Danke, Flo! Ich steige bei dir selbstverständlich gerne nach! 🙂