Die Wetterprognose und Tourenberichte im Netz waren eindeutig: und Christian brannte förmlich darauf, etwas „Größeres“ anzureißen…
Wenn ich mit Christian Holzer unterwegs bin, haben unsere Touren epischen Charakter- groß, steil, ausgesetzt, lang, einsam und tagesausgefüllt. Und so sollte es auch diesmal werden: den Schrammacher als Tagestour vom Tal weg. Als wir Mittwoch Abend im Valsertal ankamen, war der erste Weg zum „Parkplatz Touristenrast“– wie viele Autos werden da wohl stehen? Im Netz wurde nur so geschwärmt von den Verhältnissen, da werden es wohl Dutzende sein… aber weit gefehlt! Kein einziges Auto stand da rum- unglaublich! Und auch- nachdem wir unser Zimmer bezogen haben,
die Rucksäcke gepackt und auf ein absolutes Minimum erleichtert haben, eine ruhige Nacht verbracht und um 0300 Uhr den Tag begannen- sahen wir Donnerstag früh das gleiche Bild: wir waren alleine!
Halt- doch nicht: zwei Südtiroler kamen und hatten Gleiches vor. „Oiso zwei Seilschaften verträgt die Wand doch locker 😉 !
Wir kannten den Weg zur Geraerhütte, der sich perfekt zum warm laufen anbot. Der Zustieg unter die Wand war gespurt und rechtzeitig
zu Tagesanbruch standen wir 2,5 Stunden nach unserem Aufbruch unter der Wand. Die ersten 200 Höhenmeter bis zur 80 m- Verschneidung musste ich noch spuren. Der Weiterweg führte über gerade mal wenige Zentimeter dickes Eis, und mit viel Gefühl stieg ich flott die erste Seillänge rauf- geile Kletterei! Als die zweite Seilschaft umkehrte, waren wir ganz alleine in diesem Amphitheater!
Die Tour führt von rechts unten nach links oben durch die gewaltige Nordwand durch und ist leicht zu finden. Die jeweiligen technischen Passagen liegen im moderaten Schwierigkeitsbereich. Christian führte die recht trockene Steilstufe, die sich im Mittelteil der Wand befindet und den Weg nach oben freimacht.
Unter der Schlüsselstelle angekommen, verbesserten wir den dortigen Standplatz mit einem dritten Schlaghaken- perfekt! “Da kann ein Panzer reinfallen!” Für den folgenden runout über fingerdickes Eis war
das schon ein wenig beruhigend. Sanftes Schlagen mit den Geräten und den Steigeisen, kleinste Hooks ausnützend und gleich einer Katze schlich ich aufwärts, wo ich dreißig Meter höher einen Stand mit drei kurzen Schrauben genoss. Die restlichen Meter gingen wir (wie eigentlich den Großteil der Tour) am laufenden Seil. Fast immer fanden sich nach 60 Meter Zwischensicherungsmöglichkeiten- so war`s eigentlich immer safe.
Nach 5,5 Stunden standen wir am Ausstieg der Wand. Kein Wind, Sonne, nur leichte Minusgrade und ein Panorama zum Staunen, ließ uns dort einige Minuten verweilen. Die nachfolgenden drei Abseiler (danke Roli für die Infos dazu 😉 ) fanden wir sofort und der Weiterweg über den selektiven und durchaus als anspruchsvoll zu bezeichnenden NO- Grat war durch einige Spuren vorgegeben. Durch Erzählungen und Berichte hatten Christian und ich den wohl größten Respekt vor diesem Abstieg, der sich aber Gott sei Dank bei uns als moderat und leicht bewältigbar herausstellte.
Am Grat vor den letzten beiden Abseilstellen genossen wir die untergehende Sonne und freuten uns gemeinsam über die letzten intensiven Stunden des gemeinsamen Kletterns.
Zwei gute Bekannte aus der näheren Umgebung waren die einzigen Besucher des Winterraums der Geraerhütte. Noch immer keine Kletterer da- „i kenn mi nimma aus“!
Nach einer heißen Dusche im Jörglerhof (super- danke!) traten wir unsere doch etwas weite Heimreise an. 22 Stunden nach unserem Aufbruch lag ich endlich im Bett- episch halt! 🙂
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Dankeschön Christian für die gemeinsame Nordwandtour- es wird sicher nicht die letzte gewesen sein!
den gpx- track findet ihr hier…
Infos zur Tour (in der Tourengalerie) und die Fotos könnt ihr hier sehen:
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hier gibts noch ein geiles video unserer Besteigung:
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