24. August 2020

Irgendwann war es soweit mit dem Gedanken: „die sechs grossen Nordwände der Alpen sollten doch auch für mich machbar sein.“ Und nach der Dru Anfang Juli wollte ich heuer noch den Piz Badile draufsetzen…

beim Zustieg…

…welcher sich aber hartnäckig mit sehr launischem Sommerwetter widersetzen wollte. Immer wieder verschoben, ergab sich kurzfristig ein zweitägiges Wetterfenster für die Cassin– das sollte doch reichen! Und Chri Holzer war auch stark motiviert, wäre diese Wand wohl seine erste Grosse in der Liste der Begehrlichkeiten eines Alpinisten. Und weil Christian auch mit dem Gleitschirm unterwegs ist, sollte dieses Teil eine große Rolle in unserer Tourenplanung bilden.

Ein kurzer Abstecher zu Martin bei airdesign, um das brandneue Gurtzeug „slip“ abzuholen und ein Landeplatzcheck in Bondo waren die wichtigsten Dinge am Zustiegstag. Durch den riesigen Bergsturz 2017 wurde weiter westlich ein neuer Weg angelegt, der in rund 3,5 Stunden Gehzeit zum

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die Wand in ihrer vollen Pracht…

Ausgangspunkt, der Sasc Furä Hütte (1.904 m), führt. Eine sehr nette Hütte mit einer noch netteren Hüttenwirtin mit sehr gutem Essen  steht da mitten im Bergeller Granit mit seinen unzähligen Klettertouren.

Das Wetter war am Abend perfekt, und als wir um 0345 Uhr aus der Hütte traten, regnete es! „Sowas kann doch nicht wahr sein!“ dachten wir uns und legten uns für weitere zwei Stunden aufs Ohr. Waschelnass zum Einstieg gehen und auf nassem Fels herumklettern

in den ersten Längen…

wollten wir uns ersparen.  Und richtig gemacht: um 0600 Uhr war`s vorbei mit dem Regen und wir starteten als letzte Seilschaft von allen aus der Hütte.

Der Abstieg von der Nordkante in die NO- Wand war leicht zu finden bzw. unschwierig. Zuerst einfaches Abklettern und ein 25 Meter langes Fixseil

führten zum großen Einstiegsband hinunter. Wir begannen mit der Kletterei im Originaleinstieg, da der benachbarte Rebuffat- Riss von einer weiteren Seilschaft belegt war. Damit konnten wir gleich mal die beiden Kollegen überholen und ungehindert die nun folgenden leichten Längen am laufenden Seil unter unsere Sohlen nehmen. Beim großen Band in Wandmitte war aber dann Schluss mit Lustig: fünf Mann vor uns bedeuteten nun ein langsameres Vorwärtskommen. Das Wetter war mittlerweile sehr gut bis herrlich warm und so ließ sich die Warterei ein wenig besser aushalten… 😉

der Wurschtlkamin…

Die nun folgenden rund zehn Seillängen fallen unter das Prädikat „wunderbar“, oder „s…geil“! Ein herrliches Höhersteigen an Traumfels in einer unfassbar gewaltigen Umgebung war der Lohn für das beharrliche Warten auf

perfekte Verhältnisse. Und diese hatten wir wahrlich perfekt erwischt! Und da trübte das „Hinaufwurschteln“ und „Hochschrubben“ in der grossen Verschneidung nur kurz die Stimmung. Richtige oldstyle Kletterei halt!

beim Abseilen…

Wir erreichten den Nordgrat dann um 1700 Uhr. Und hier musste nun eine Entscheidung her: entweder zum Gipfel und Biwak in der Schachtel (schlechte Idee…), oder gleich flott runter über die Nordkante zu den Schirmen mit anschließendem Flug ins Tal bei Restlicht (gute Idee!). Von Marlies und Andi wussten wir, dass der Abstieg in drei Stunden erledigt sein wird- nur waren wir dafür wohl etwas zu dumm: zuerst einige Seilverhänger, dann schlechte Sicht durch Nebel, gefolgt von einem falschen Abbiegen in die Westwand wurde es für unser Vorhaben im wahrsten Sinn des Wortes finster.

so macht der Abstieg Spass…

Ganze 7,5 Stunden benötigten wir für diesen Abstieg bis zur Hütte, der von nun an aus meinem Gedächtnis gestrichen wird!

Allerdings hat sowas auch was Gutes: wir fanden trotz voller Hütte ein Schlafplätzchen, wurden von der Hüttenwirtin bestens mit einem guten Frühstück versorgt und fanden wenig später einen perfekten Startplatz mit schöner Vormittagsthermik, sodass wir uns den langen Abstieg ersparen konnten. „Herz und Beine, was wollt ihr mehr“! 😊

Ein großes Dankeschön an Christian Holzer als Seilpartner und Freund,

perfektes Runter kommen!

dass wir beide das gemeinsam erleben durften!

Und zum Herrgott gerichtet ein aus tiefstem Herzen kommendes: „Vergelt`s Gott“!

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hier gehts zum album und der Tourenbeschreibung der Cassin…

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die Fotos könnt ihr hier sehen:

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das video zur Tour seht ihr hier:

Piz Badile 2020:

Kategorien: Touren