05.07.2019

Jürgen und ich konnten nach diesen drei intensiven Touren am Gran Paradiso, am Lyskamm und am Mont Blanc nicht mehr behaupten, taufrisch zu sein- trotzdem waren wir motiviert bis in die Zehenspitzen, unser letztes Vorhaben auch noch erfolgreich zu meistern…

beim Aufstieg im unteren Teil des Liongrates…

…knapp 10.000 Höhenmeter verteilt auf sechs Tage in einer für uns ungewohnten Höhenlage hinterließen ihre Spuren, sodass wir am Rifugio Abruzzi unterhalb der Matterhorn Südwand in unseren wohlverdienten Schlaf fielen. Wir hielten uns auch diesmal an unseren Plan, etwas später aufzustehen und dadurch bei Tagesanbruch umso flotter unterwegs sein zu können. Trotzdem verkofferten wir uns unterhalb der Carrelhütte beim Zustieg zum Grat und verloren dadurch eine halbe Stunde.

Wir taten uns schwer, wieder in die Gänge zu kommen und stellten

Jürgen tänzelt am Pic Tyndall…

uns auf einen langen Klettertag ein. Am Rifugio Carrel, einer unbewirtschafteten Hütte am Beginn des Liongrates auf 3.830 m sahen wir sofort, dass unsere Entscheidung von weiter unten weg zu gehen eine goldrichtige war: überfüllt, versch…und verstunken präsentierte sich diese Notunterkunft, belegt mit oftmals hoffnungslos überforderten Seilschaften, die nicht hierher gehörten! ☹

Die Kehrseite der Medaille in unserer heutigen Zeit, wo jeder denkt und glaubt, alles und jedes tun zu können oder zu dürfen. Gepaart mit

eine Strickleiter gibt`s auch da oben…

oft wenig bis gar keiner Rücksichtnahme auf Andere ergibt das- in allen Lebenslagen- eine dramatische Entwicklung, die leider manchmal in Katastrophen endet (so- jetzt hab` ich genug philosophiert, gehören wir doch auch selbst irgendwie dazu…)

Wir kletterten wie schon in den Tagen zuvor entweder seilfrei oder am laufenden Seil und überholten so alle Seilschaften, die noch weit vor uns beim Biwak gestartet waren. Die Beine funktionierten wieder tadellos und das Höhentraining an oftmals ausgesetzten Stellen an

Schweizer Gipfel auf 4.478 m…

den Vortagen machte sich bei Jürgens sensiblen Gleichgewichtsorgan mehr als positiv bemerkbar: Der Junge lief förmlich die Schlüsselstellen der Tour aufwärts!

Sechs Stunden nach unserem Aufbruch vom Rif. Abruzzi standen wir am Italiener Gipfel auf 4.476 m. Auch der Übergang zum Schweizer Gipfel- mit 4.478 m etwas höher gelegen- wurde von uns erfolgreich bewältigt. Und da war sie dann wieder: die Emotion und das Glücksgefühl einer so erfolgreichen Woche, mit einem perfekten

im Abstieg…

Partner unterwegs sein zu dürfen, wollte ein paar Sekunden lang voll ausgekostet werden…

Wir schlossen uns mit zwei jungen Innsbruckern zusammen, um bei der Abseilerei mit zwei Seilen schneller zu sein. Das war zwar ein Griff ins Klo, weil- wenn überhaupt- die Abseilstellen maximal 25 Meter lang waren und ein Zwei- Mann abseilen um einiges schneller gewesen wäre. Wir hatten aber zu viert sehr viel Spass und genossen den gemütlichen Abstieg ob des herrlichen Wetters in vollen Zügen.

schon fast geschafft…

Lediglich die seilfreie Abkletterei ging bei Jürgen dann doch nicht ganz spurlos vorüber: die stundenlange volle Konzentration beim Klettern machte sich kurzzeitig bei meinem Freund mit absolutem Stillschweigen seinerseits bemerkbar. Doch dieses war beim Carrelbiwak auch wieder vorbei und im Laufschritt ging es zur Abruzzihütte zurück, warteten doch dort unsere ersten TAB`s auf uns- und da kann Jürgen laufen… 😊

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Ein großes “Vergelt`s Gott“ unserm Herrn, dass er uns beiden diese erfolgreiche und gesunde Woche geschenkt hat! Ein unendliches „Dankeschön“ meinem Freund und Partner Jürgen für`s mitklettern und für die gemeinsame Zeit! Und ein liebevolles „Bussi“ an unsere Frauen für das Verständnis für unsere Spinnereien! 😉

Update: Das Carrel Biwak ist fast immer überfüllt. Seit 20.6.2019 ist eine Reservierung erforderlich, auch eine Bezahlung von 35 €/ Nacht wird eingehoben. Biwak nicht bewirtschaftet.

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hier geht`s zum album und der Tourenbeschreibung…

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das video seht ihr hier:

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Matterhorn 2019:

Kategorien: Touren