Als Flo und ich am 27.8.2016 am Einstieg dieser äußerst selten begangenen Route umkehrten, war es für mich nur aufgeschoben, dass wir da wiederkommen werden…
…die Zeit verging und erst eine Whatsapp von Patrick brachte diesen Anstieg wieder in meinen Kletter- Fokus. „Klar- sofort- wann- wer- wie?“ waren meine Fragen und der Plan stand sofort! Der Südgrat (in grün) als rechte Begrenzung zum Südwandwächter (in rot) im Zentralteil der Südwand ist eine zu Unrecht mehr als selten begangene Tour, die zwar schon 1911 erstbegangen wurde, es aber nie in die Köpfe der Kletterer als lohnende Tour geschafft hat. Zu Unrecht, wie ich meine!
Wir fanden ein perfektes Wetterfenster- sogar das Eintreffen der nachmittäglichen Gewitter war für den Klettertag um mehrere Stunden nach hinten vorhergesagt worden, sodass wir auch noch das opulente Frühstück in der Stüdlhütte genießen konnten. Wir begannen die Kletterei um 0630 Uhr direkt unter dem großen Schneefeld in der
Südwand bei der Pillwaxrinne (in blau). Da wir zu Dritt waren, begann Patrick als Führender und Markus und ich folgten am Doppelseil kurz hintereinander. Wir querten nach der ersten steilen Länge eine plattige, flachere Wandzone nach links Richtung Grat.
Hierbei sei angemerkt, dass es entgegen anderen Touren in der Literatur oder auch im Netz nur ganz wenige Infos zu dieser Linie gibt. Im alten AV- Glocknerführer ist die Linienführung im oberen Teil falsch eingezeichnet und das topo im Kletterführer Osttirol vom Vito lässt einigen Interpretationsspielraum der wahren Linienführung zu. Aber genau das macht diese Tour eigentlich so reizvoll: keine Detailinfos, fast keine Begehungsspuren (wir fanden zwei Normalhaken, zwei Standplatzschlingen und einen uralten Eishammer…), teilweise brüchiges Gestein und eine logische, alpine Linienführung lässt das Herz einfach höherschlagen.
Ab der vierten Seillänge waren wir im für uns unbekannten Gelände unterwegs und der Vergleich mit dem topo eher verwirrend als hilfreich. Doch klettert es sich dort etwas weiter links oder rechts genau so gut wie in der Mitte…
Ich durfte nach einigen Seillängen die Führung übernehmen und stellte gleich mal fest, dass die Auswirkungen meiner Riesenbrezn einschließlich Gelenksluxation von vor vier Wochen nur noch marginal vorhanden waren. Es kletterte sich wunderbar und es machte mir ungemein Spaß! Etwas Vorsicht war dann doch angebracht, war die Felsqualität nicht immer die Beste. Sehr schöne, sogar megalässige Längen im oberen Teil der Wand wechselten sich ab. Die Querung der Linie des Südwandwächters erinnerte uns an die megaschöne Begehung von vor zwei Jahren…
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Nach Luft schnappend ob der für uns ungewohnten Höhe erreichten wir nach 22 Seillängen den Ausstieg (der Südgrat als Gesamtes wendet sich im obersten Teil nach links und mündet rund 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels in den Stüdlgrat) und kurze Zeit später waren wir alleine oben am Gipfel. Wir hielten uns nur kurz auf und stiegen rasch zum ersten TAB auf der Adlersruhe ab.
Der weitere Abstieg bis zum Auto hinunter war wie immer elendslang und zog sich ungemein- und die Stimme meines Körpers, die meinte, warum ich mir sowas immer wieder antue, wollte auch nicht verstummen. Doch die Antwort ist eh immer die Gleiche: „weil`s geil ist, weil`s megaschön ist und weil`s einfach der schönste Sport der Welt ist!“
Oder um es mit den Worten von Matthias Wurzer zur Sinnfrage dieses Tuns zu beantworten: „Wirklich oben bist du nie“.
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Danke Patrick und Markus für dieses Bergerlebnis und das gemeinsame Klettern inklusive der Fotos- es war megalässig! 🙂
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hier gehts zum Bericht einer Besteigung aus 1967!
hier gehts zum album und der Tourenbeschreibung…
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die Fotos könnt ihr hier sehen: