20.10.2019
Durch meine Ringbandverletzung den ganzen Sommer über kletterinaktiv, ergab sich nun eine gute Gelegenheit, mit Chris Draxler den Finger an Belastungen zu gewöhnen und darüber hinaus wieder mal ein wenig vertikale Luft zu schnuppern…
…und da kam das letzte Wochenende mit perfektem Herbstwetter gerade recht. Eine leichte Föhnlage mit Temperaturen um knapp 20° auf 1.500 m Höhe war ideal für einen Gesäusetrip. Chris wollte unbedingt den Festkogel erkunden, war doch dieser Fels für ihn Neuland. Dementsprechend starteten wir hoch motiviert am ersten Tag mit voller Ausrüstung zur Paradetour dieser Wand, der „Licht und Schatten“. Bereits eineinhalb Stunden nach unserem Aufbruch von Johnsbach seilten wir unter dem Vorbau an und kletterten uns gemütlich in einer dieser Dreiseillängen Touren ein. Ein wenig unsicher
waren wir uns nachfolgend ob des korrekten Einstiegs in unserer Neunseillängen- Linie, fanden wir doch die beschriebenen bolts mit den roten Laschen einfach nicht. Konnten wir auch nicht- die Laschen wurden ausgewechselt…
Dem Gesäuse Neuling sei an dieser Stelle gesagt: hier ist alles ein wenig anders. Die gewohnten Abstände der Absicherung kann man hier getrost mit dem Faktor zwei oder drei multiplizieren, die angegebene Schwierigkeit ist um gut einen Grad „härter“ als woanders
und diese ist noch dazu allermeist zwingend zu klettern. Ein hochschummeln mit A0 kann man getrost dort vergessen. „Oiso ois leiwand“ würde ich mal dazu sagen! 😊
In dieser Wand dominieren zudem Plattenstellen, die nicht gerade leicht zu lesen sind. Ich bewunderte Chris gleich doppelt, stand der gute Junge doch als Vorsteiger in einer Achterstelle auf nix und sehr weit über dem letzten bolt und musste nun entscheiden, geht`s da nun in der Platte links, mittig oder rechts weiter. Da ist gute
Moral gefragt! Doch mein Freund hat Nerven wie Stahlseile und kletterte elegant alles onsight- chapeau! Und auch mit meiner Leistung konnte ich sehr zufrieden sein: der Finger hielt perfekt, das Gefühl für den Fels war schnell wieder da, es machte unglaublichen Spass und die beiden kurzen Hänger waren leicht zu verschmerzen. Die Siebener- Längen klappten auf Anhieb, nur die Kraftausdauer fehlte, sodass eine eventuell zweite Tour an diesem Tag ins Wasser fiel.
Wir seilten über die Tour ab, deponierten unsere Kletterausrüstung für
den Folgetag unter der Wand und liefen zum Auto zu einer Riesenportion Spaghetti und zu einem TAB…
Nur mit gefüllten Wasserflaschen ging es tags darauf wieder unter diese beeindruckende Felswand hinauf. Neidische Blicke der anderen, wenigen Kletterer ob unserer nicht vorhandenen Rucksäcke begleiteten uns zum Einstieg der „Letzten Ölung“. Eine weitere Traumlinie im anhaltenden siebten Grad und neun Seillängen zieht da fast in direkter Linie bis zum Gipfel hinauf. Diesmal wechselten sich reizvolle Plattenstellen, kleingriffige Wandpassagen und großgriffige Überhänge kurzweilig ab. Chris war in Topform und punktete alles souverän. Ich benötigte mental ein klein wenig länger, um die Vortagesleistung wieder zu erreichen. Nach der dritten Seillänge war alles wieder gut! 😉
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So warm und windgeschützt es in der Wand war, so kalt und zugig war es wenig später am Gipfel. Ist ja doch schon Oktober! Wir waren rundum zufrieden, genossen trotzdem das Gipfelerlebnis und stiegen dann über den Normalweg durch das Schneekarloch wieder ins Tal ab.
Mein stiller Wunsch nach einem dritten Klettertag wurde von meinen Fingern als „utopisch“ bezeichnet- hatten wir ja eh nicht vor!
Danke Chris für die beiden wunderbaren Tage im Fels- ich hätte diese heuer nicht mehr für möglich gehalten! 😊
hier geht’s zum album und der Tourenbeschreibung der „Licht und Schatten“…
hier geht`s zum album und der Tourenbeschreibung der „Letzten Ölung“…
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die videos könnt ihr hier sehen:
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Licht und Schatten 2019:
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