30.11.2019
Es ist ein großes Privileg und Glück, wenn wir abseits ausgetretener Pfade noch immer einsame und gut versteckte Projekte erleben und Ideen verwirklichen können…
…und da bot sich folgendes Ziel einfach perfekt an: So viele Möglichkeiten, zu dieser Jahreszeit Eisklettern gehen zu können, gibt es ja noch nicht. Christian hatte wie so oft die rettende Idee, nach Eis lechzende Bedürfnisse optimal zu befriedigen: wenn schon nicht Eis an den Felswänden wächst, dann suchen wir doch einfach unter Tage danach. Und wir wurden wahrlich fündig!
Einfach unglaublich, nach dem heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in einen natürlichen Kühlschrank hinab zu
steigen. Und diesmal war das Abseilen eine eigene Herausforderung- sind wir doch Höhlen oder Dolinen nicht wirklich gewohnt. Der Einstiegstrichter schon vermittelt den Eindruck eines menschenfressenden Monsters. Und weiter unten wird’s dann recht schmal…
Wir machten Zwischenstand am Beginn des schon üppig vorhandenen Eises. Rund 25 Meter unter der Oberfläche begann der eisige Traum für den Eiskletterer. Von dort geht`s dann nochmal rund 100 Meter
senkrecht in die Tiefe. Im Gegensatz zu „normalem“ Eis, das sich immer in Verbindung mit Wind, Schnee und Kälte bildet und dadurch beträchtliche Lufteinschlüsse aufweist, haben wir es hier mit etwas ganz anderem zu tun: das Wasser friert dort wie ein Eiswürfel im Kühlschrank. Kein Lufteinschluss lässt dieses Medium glasklar und splittrig hart werden. Das Eis dort ist so klar, dass man selbst bei über einem Meter Dicke den dahinterliegenden Fels perfekt erkennen kann. Ganz lustig ist das Eindrehen von Eisschrauben, deren Eindringen man von der Seite beobachtet!
Beim erstmaligen Klettern stand das Einschlagen der Linie im Vordergrund. Ohne mehrmaligen Ansetzen der Geräte hält da mal gar nix. Umso lässiger ist es dann beim dritten Mal, wenn die Hooks vorhanden sind und man förmlich daran hochturnen kann. Selbst kurze überhängende Passagen werden dann megacool!
Einziger Wehrmutstropfen war die noch nicht ganz durchwachsene Schlusssäule (oder auch Einstiegssäule, je nachdem von wo man es sieht 😉), die das Klettern von ganz
unten nicht möglich gemacht hat. Ob wir allerdings beim nächsten Mal den Mut haben werden, ganz runter zu seilen, um dann die Seile abzuziehen, wissen wir heute noch nicht- der Plan ist da!
Nach über 200 Klettermetern für uns beide wartete der sehr brüchige und spannende Ausstiegstrichter. Auch diesen brachten wir gut hinter uns (intensives drytooling Training sei Dank) und nach Stunden unter Tag sah uns die untergehende Sonne wieder.
.
Ein mehr als ausgefüllter und intensiver Tag endete nach einem langen Abstieg zum Auto und bei einem TAB und einer Leberkässemmel in der erstbesten Tankstelle. Danke Christian für die geniale Idee und das Dabeisein- wir kommen sicher wieder! 🙂
.
.
update vom 8.12.2019:
gemeinsam mit Martin Riener waren Christian und ich nochmals dort und konnten die ganze Höhle von unten bis rauf klettern.
Unser Bewertungsvorschlag sieht wie folgt aus: 1. SL, WI 7, 40 m; 2. SL , WI 5+, 60 m; 3. SL, WI3 und M6, 25 m
.
.
die Bilder könnt ihr hier sehen:
..
das video seht ihr hier:
0 Kommentare