von Martin Gansterer am 14.7.2014
Der Blick auf die gleißende Kuppel des höchsten Berges der Alpen blieb mir vor drei Wochen bei der Skyrunning WM in Chamonix witterungsbedingt verwehrt. Der Chamonix Ultramarathon mit 80 km und Marathon waren längst ausgebucht. Dennoch hatte die Trailrunning- und Bergsteigeratmosphäre Chamonix`s eine zauberhafte Anziehung. Folglich stand der Ort Mitte Juli wieder auf meinem Plan…
Zur Akklimatisation überquerten Hermann und ich das Berner Oberland. Vom Lauterbrunnen Tal stiegen wir auf die auf 2900 m hoch gelegene Mutthornhütte. Das UNESCO Welterbe „Jungfrau-Aletsch“ gilt als eines der schönsten Alpenregionen, blieb jedoch im Nebelschleier gehüllt. So mussten wir in Erinnerungen früherer Touren schwelgen. Dafür hatten wir zu zweit exklusiv ein 20 Personen Lager auf der Hütte. Die Neuschneemengen erschwerten tags darauf die Mutthorn-Besteigung (3035m). Hermann machte beim Abstieg kurz vor der Hütte noch einen unabsichtlichen Kopfsprung, der zu einer Mittelhandverletzung führte. Somit war unser Mont Blanc Plan ungewiss. Dennoch irrten wir über den Petersgrat ins Walliser Lötschental hinunter.
Nach zwei Tagen Berner Gletscherluft ging es nach Chamonix. Zur Schonung nahmen wir vom Ausgangspunkt Les Houches die Tramway du Mont Blanc und stiegen dann 1500 HM über einen gestuften Grat auf die Refuge de l’Aiguille du Goûter auf 3817 m. Die 2012 neu eröffnete futuristisch anmutende Hütte ist ein Pfahlbau über dem darunterliegenden Couloir. Mit Glück ergatterten wir zwei Betten in der reservierungspflichtigen, ausgebuchten Hütte. Abgesehen vom mangelnden Fließwasser wird auf dieser Höhe überdurchschnittlicher Komfort geboten. Nach einem unbeschreiblichen Sonnenuntergang über den Wolken des Franken Reiches und einer kurzen Nacht gab es bereits um 02:00 Uhr Frühstück. Eine Stunde später stapften wir im Mondschein Richtung Dôme du Goûter. Von dort erst konnten wir denn luftigen Bosses Grat und den Mont Blanc erspähen. Um 06:00 Uhr, fünf Minuten nach Sonnenaufgang, standen wir auf dem Monarchen mit seinen 4810 m!
Der Abstieg am schmalen Grat wurde durch spannende Begegnungsmanöver nach Luft japsender Bergsteiger erschwert! Als technisch am anspruchsvollsten gilt der Abstieg vom Aiguille der Goûter über das Couloir (Kletterei bis II), welches mit überdurchschnittlich viel Schnee bedeckt war.
Trotz vorwiegender Schneestapferei darf diese hochalpine Tour keinesfalls unterschätzt werden. Die Blutspuren im unteren Teil des Couloirs zeugten vom tödlichen Absturz eines Deutschen Bergsteigerkollegen. Dieser ist an unserem Gipfeltag beim Versuch der Schneefeldquerung mehrere hunderte Meter abgestürzt. Unser Beileid gilt seinen Begleitern und seiner Familie.
Am frühen Nachmittag nahm uns Steffi wieder in die Arme. Die restliche Woche genossen wir in Albertville und Grenoble nach dem Erreichen unseres alpinistischen Zieles. „Zufällig“ konnten wir dann wieder bei den Alpenetappen der Tour de France in Chamrousse mitfiebern …
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die Fotos könnt ihr hier sehen:
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