von Michl Kraeftner
Vom 11. bis 14.3.2010
Getreu unserem Motto: „Jeds Joahr an Bledsinn mochn“, hatten wir nun die Pierra Menta im Auge!
Und suchten uns gleich das prestigeträchtigste und schwerste Rennen der Saison aus, um unsere Kondition und Leidensfähigkeit austesten zu können…
Die zwölfstündige Anfahrt über die Schweiz nach Araches- Beaufort/ F nutzen wir ausgiebig, um uns auf das Rennen einzustimmen.
Kurzfristig musste unser Hausmann Gerald wegen einer Lungenerkrankung absagen, sodass wir nun wie folgt als die einzigen Österreicher bei diesem Bewerb antraten:
Nagl Willi mit List Andi
Morgenbesser Tom mit Kräftner Michl
Schon das Briefing für die erste Etappe zeigte uns: „Das ist kein Kindergeburtstag!“ Mit insgesamt 7 Anstiegen, 5 Tragepassagen und 2.800 Hm über den 2.460 m hohen Grande Journee versprach diese Etappe schon mal einiges.
Pünktlich um 0700 Uhr fiel der Startschuß zu unserem Saisonhöhepunkt. Und belohnt wurden wir mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein (der uns auch die übrigen Tage nicht verließ) und mit einer Strecke, die ihresgleichen sucht: Immer rauf und runter, mal mit den Schiern an den Füßen, mal am Rucksack montiert, ging es über steile Flanken, enge Rinnen, schmale Grate und wunderschöne Gipfel. Der letzte Anstieg über einen verwechteten Schneegrat war das Highlight dieses Tages, bevor wir uns in die 1.200 Hm lange Schlussabfahrt stürzten.
Andi ging es gesundheitlich gar nicht gut, und nur seinem Durchhaltewillen sei es gedankt, dass er da nicht aufgab. Willi versorgte seinen Teampartner so gut es eben ging- und so war deren Zeit von 4Std 46 min nur noch Nebensache- Hautsache gefinished!
Unsere 4 Std 9 min hörten sich gegen die Tagessieger Trolliet/ Jornet Burgada mit 2 Std 32 min auch gar nicht gut an…
Der zweite Tag– ebenfalls 7 Anstiege, 4 Tragepassagen und 2.900 Hm über den Mont Coin (2.539 m) war die längste Etappe an diesem Wochenende. Und beim Retourweg vom Briefing ins Quartier wurde uns bewusst, dass dieser Tag immerhin fast 2/3 der PDG- Distanz umfassen wird…
Andi hat sich über Nacht auf wundersame Weise erholt und strahlte beim Start um 0730 Uhr mit der Sonne um die Wette. Ein kleiner Dauerlauf mit den Schiern am Rucksack durch den Ort Araches mit anschließendem Berglauf auf einer Asphaltstraße brachte die Paarung Nagl/ List gegenüber uns in Front.
Dem wollte ich aber nicht nachstehen, und so musste mein armer Tom an die Leine: an die Gummileine! An diesem Tage musste Tom ziemlich leiden, zog er mich doch über weite Strecken des Tages hinter sich her…und wiederum war dieser Tag gespickt mit landschaftlichen Höhepunkten- der finale Schlussgrat gehörte zweifellos dazu.
Im Ziel waren wir alle Vier fix und fertig!! Der Marsch ins Quartier über 120 Hm war eine Folter!
Siegerzeit: 3 Std 21 min
Nagl/ List: 4 Std 58 min
Morgenbesser/ Kräftner: 4 Std 43 min
Der dritte Tag– die Königsetappe: 4 Anstiege, 4 Tragepassagen über 2.800 Hm über den Grand Mont (2.686m ). Warum Königsetappe konnten wir dann am Grand Mont feststellen…
Unglaublich, wie sich so ein Körper erholen kann! Voll Tatendrang standen wir wieder um 0730 Uhr an den Start. Und wiederum gings mal ca. 1.200 Hm in Spitzkehren rauf, um dann über steile Coloirs per pedes den nächsten Gipfel zu erreichen. Der versicherte Felsgrat auf den Gran Mont stellte aber alles bis dahin dagewesene weit in den Schatten: Mit viel Luft unter den Sohlen erklommen wir den Gipfel und ließen uns von fanatischen- gering geschätzten- 2000 Zuschauern mit Glocken, Ziehharmonika und Gepfeife in der Wechselzone bejubeln. So eine Stimmung hatten wir noch nie erlebt!
Im Ziel waren wir uns dann einig: Diese Etappe war das Non plus Ultra der Pierra Menta!
Siegerzeit: 2 Std 38 min
Nagl/ List: 4 Std 48 min
Morgenbesser/ Kräftner: 4 Std 17 min
Der vierte Tag– eine “Kurzetappe“ über 3 Anstiege, 2 Tragepassagen und 1.700 Hm sollte nur noch dem Genuß dienen. Unser einhelliges Motto vor dem Start war: …genießen…kein Unfall…schön langsam… aufpassen…gut runter kommen…
Nach dem Start um 0730 Uhr stellte ich dann fest: „So a Sch…, de Jungs wolln`s wissen!“ Andi und Willi wollten uns heute unbedingt versägen. Ich konnte am ersten langen Anstieg den Rückstand auf meine Kollegen mit ca. 3 min in Grenzen halten und verließ mich auf unser Abfahrtskönnen. Aber erst bei der allerletzten Abfahrt Richtung Ziel konnten Tom und ich- Dank eines fulminanten „Paarwechsels“- die beiden überholen. Mit einer Minute Vorsprung auf unsere Freunde fuhren wir ins Ziel der Pierra Menta 2010!!
Gesamtergebnis:
TROLLIET Florent / JORNET BURGADA Kilian S&C 10:02:21
KRAEFTNER Michael / MORGENBESSER Thomas AUT 15:24:07
LIST Andreas / NAGL Willi AUT 16:48:50
Die Heimfahrt am Tag nach der Siegerehrung verlief äußerst kurzweilig, konnten wir doch ausgiebig unsere Erlebnisse Revue passieren lassen: Nicht die Laufzeiten waren entscheidend, sondern einzig und alleine das Erleben und Staunen über so ein Rennen. Dankbar über das gemeinsame Erreichen eines Zieles, das vor einigen Jahren noch so fern war und uns jetzt vergönnt wurde.
Und wir waren uns alle einig: Das beste und schönste Tourenschirennen, dass wir bisher erleben durften!
weitere Infos unter www.pierramenta.com
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die Fotos könnt ihr hier sehen…
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