Pah, war das ein Wochenende! Hatten wir erst kurz zuvor perfekte Bedingungen in Kroatien, so waren diesmal die Dolomiten unser Ziel…
Die Anreise hatte zwar kleine Hindernisse für uns parat, aber Flo kann bei seinem T4 sogar einen Luftmassenmesser reparieren. Nächtigung in Lienz/ Nikolsdorf beim Segelflugplatz und anschließend Weiterfahrt nach Cortina zum Passo Giau. Das Schlechtwetter der Tage zuvor brachte an der Alpensüdseite wieder einmal Nordföhn mit gedämpften Temperaturen, dafür aber glasklare Luft. So änderten wir kurzfristig unseren Plan und konzentrierten uns auf Touren an den südseitig ausgerichteten Wänden. 🙂
Tag 1 – Re Artu (6c, 350 m, 10 SL)
Am Lastoni die Formin ließen wir unser climb & fly Wochenende beginnen. Ganz in der Nähe des Passo Giau liegt dieser Berg mit supergeilen Touren, die Sportklettercharakter haben. Gut eingebohrt im bombenfesten Fels zieht diese Tour im siebten Schwierigkeitsgrad unmittelbar neben der „love my dogs“ nach
oben. Am Einstieg trafen wir ein Pärchen aus Schwaz/ Tirol, mit denen zu plaudern es so hetzig war, dass wir zusammen blieben.
Flo war überhaupt ganz begeistert, sodass fast keine Fotos von mir gemacht wurden… 😉 Wertvolle Tipps der beiden werden hoffentlich bald in die Tat umgesetzt werden. Und das TAB nach der Kletterei schmeckte zu Viert nochmals besser!
Tag 2 – Tofana di Roces- 2. Südwandpfeiler (5b, 600 m, 18 SL), Marmolada Rundflug
Zeitig früh ging`s vom Rifugio Dibona unter die Südwand der Tofana. Einige andere Kletterer strebten ebenfalls den Einstiegen zu- bei der „Pilastro“ staute es sich ganz gewaltig… Durch eine gute Zustiegswahl konnten wir als Erste in den Pfeiler einsteigen. Hinter uns lauerten noch drei Seilschaften am Start. Und
wie´s halt dann so ist, drückte Flo ganz gewaltig auf`s Tempo. Überholen lassen wollte ich mich auch nicht, also zog ich mit. Die beiden Kollegen knapp hinter uns kletterten das gleiche Tempo, sodass wir es an den Standplätzen ziemlich lustig hatten. Bis- ja bis ich mich nach der großen Querung im Mittelteil verkofferte. Eigentlich eh auf der richtigen Route, blind für die wenigen, aber vorhandenen Zwischenhaken, begann meinerseits eine Odyssee des Auf- und Ab`s und für Flo eine Odyssee des Leidens. Nichts macht meinen Kletterfreund wahnsinniger, als dass wir überholt werden bzw. er „sinnlos“ am Standplatz seine Zeit vertrödeln musste.
Einige Seillängen später waren wir an den Kollegen wieder vorbei (wir kletterten gleichzeitig am langen Seil…) und Flo wieder ein wenig zufriedener. Sein (berechtigter) Anschiss über die fehlende Übersicht meinerseits kam trotzdem… 😉
Und weil wir noch immer recht flott waren, wechselten wir umgehend am frühen Nachmittag nach Corvara, packten unsere Schirme und nahmen die Seilbahn auf den Boe. Flo und ich wollten noch unbedingt fliegen. Knapp nach 1600 Uhr starteten wir. Und während Flo mit anderen Gleichgesinnten die Nordhänge über Corvara absoarte, gelang es mir- zuerst sehr zäh, aber dann doch- gut Höhe zu machen.
Die glasklare Luft am Nachmittag brachte mich mutterseelenalleine auf über 3000 Meter. Und als ich wenig später auf 3600 Meter über der Marmolada kreiste, war der Flug perfekt! Hatte mich mein „Verhau“ am vormittag doch sehr beschäftigt, war für mich die Welt am Nachmittag wieder mehr als in Ordnung! 😉
Tag 3 – Poessnecker Klettersteig (C/ D, 700 m)
Vormittags ein climb & fly, nachmittags ein Marmolada- Flug: so die ausgegebene Devise von Flo. Allerdings gestaltete sich die Startplatzsuche am Sellastock oben nach der Speedbegehung des Klettersteigs recht schwierig. Oberhalb der Pisciaduhütte musste ich
schmerzhaft erfahren, dass mein Tonka eine längere Startstrecke benötigt als mein Triton. „Leck, hots mi do in die Stana einighaut“!
Einen zweiten Startversuch verbot mir Flo umgehend, und wir liefen retour in die Südseite. Kurz stoppten wir unseren Lauf, da wir auf Hansjörg Auer trafen, der- ebenso wie wir- mit einem auffällig kleinen Rucksack unterwegs war. „I hob do a klans Projektl“ hat er gemeint. An einem Tag free solo durch mehrere Dolomitenwände und diese mit dem Gleitschirm verbinden. „Das sind halt andere Kaliber!“
Wir fanden einen perfekten Startplatz über den Sellatürmen. Die Mittagsthermik schoss uns förmlich in die Stratosphäre! Also- landen, Schirme wechseln, Streckenzeugs einpacken und per pedes rauf auf den Col Rodella. Leider wurde der Nordwind immer stärker und daher die Flugbedingungen immer selektiver.
Flo musste diesem Umstand Tribut zollen und in der turbulenten Leethermik Lehrgeld bezahlen. Ich hatte meinen Marmolada- Flug schon, kurbelte noch ein wenig rum, beobachtete einige Schirme, bei denen es im Lee des Langkofel richtig rund ging und gesellte mich dann zu meinem Freund am Landeplatz in Canazei.
Ein mördergeiles Wochenende mit vielen Erfahrungen und Erlebnissen. Das macht unseren Sport einfach aus!
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die Fotos vom road trip nach Cortina könnt ihr hier sehen:
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